Hitzeschlacht im Land der Lusitaner
von Peter Lehmann
Zum einen, da ich dort 2018 einen zweiten Platz feiern konnte und zum anderen liegt mir das Rennen mit seiner flachen Laufstrecke einfach. Die Startliste zeigte auch hier wieder ein sehr kompaktes Profeld, von 12 männlichen Startern mit einigen Spaniern und Portugiesen, da dort zugleich die Portugiesische Meisterschaft ausgetragen wurde. Die anstehenden Temperaturen machten mir im Vorfeld allerdings mehr Sorgen, als die Startliste. Am Donnerstag herrschten noch 33°C und selbst das war beim abfahren der Strecke schon eine Qual. Für Samstag wurden dann 38°C im Schatten prognostiziert, den es auf der Strecke leider kaum gibt.
Schon beim Check-In in die Wechselzone, welche auf einem freien Feld liegt, merkte ich, dass es heute einen Hammer Tag geben würde. Das Wasser hatte 24 Grad und dementsprechend wurde (zum Glück) ohne Neo geschwommen. Ich entschied mich meine Speedsuit anzuziehen um beim Schwimmen möglichst weit vorn aus dem Wasser zu steigen und vielleicht einen kleinen Vorsprung auf Favorit Rui Dolores mit aufs Rad zu nehmen. Die 2 Schwimmrunden konnte ich dann in der zweiten Gruppe absolvieren. Der kleine Vorsprung war nach dem Schwimmen zwar noch da, aber leider bekam ich den Reißverschluss des Speedsuits nicht auf und verlor somit einige Zeit in der Wechselzone.
Die Gruppe war somit weg und ich musste die ersten 7 flachen Kilometer über Feldwege allein absolvieren. Als es auf die anspruchsvollen Trails ging sprang mir am ersten Anstieg die Kette zwischen Ritzelblock und Speichen. Das „Rausgefummel“ hat mich sicherlich nochmal eine Minute Zeit gekostet. Von da an wollte ich das Rennen möglichst klug zu Ende bringen, da ich wusste das die Hitze noch einige Opfer fordern würde. Bei Kilometer 14 noch auf Platz 8 hatte ich mich bis Kilometer 22 wieder auf Platz 3 nach vorn gearbeitet. Ich wollte den flachen Rückweg bis zur Wechselzone dann entspannt angehen um einen passablen Lauf hinzulegen. Auf den letzten flachen Kilometern fuhren dann noch Tiago Maia und ein portugiesischer AK-Starter auf mich auf. Nach vorn waren bereits 4 Minuten Abstand. Zu Dritt ging es in die Wechselzone, wo ich mit einem schnellen Wechsel schonmal ein paar Sekunden gut machen konnte und als Dritter zum Laufen ging.
Entspannt loslaufen war der Plan und so viel wie möglich kühlen. Bis Kilometer 2 funktionierte das auch ganz gut. Ich hatte relativ gute Beine und war mir eigentlich sicher, dass es nur noch nach vorn gehen kann. Mit dem 2-Kilometer-Schild war der Ofen dann allerdings schlagartig aus. Mein Puls ging in die Höhe, mein Kopf fing an zu schmerzen und meine Ohren wurden ungewöhnlich heiß (das ist bei mir immer ein schlechtes Zeichen). Ruhig bleiben dachte ich mir und ging ein paar Meter bis es Besser wurde. Als ich wieder loslief hatten meine 2 Verfolger den 30 Sekunden Rückstand aufgeholt und wir liefen zu Dritt weiter. Nach knapp 200m ging das Spiel allerdings wieder von vorn los und ich musste immer wieder anhalten um nicht umzukippen.
Ich wusste ab da ehrlich nicht wie ich es ins Ziel schaffen sollte. Die 2 Kilometer zwischen den Verpflegungsstellen erschienen mir endlos. Ich versuchte mich immer wieder zu kühlen, was auch kurze Besserung brachte. Sobald ich aber nur versuchte das Tempo eines sehr langsamen Grundlagenlaufs aufzunehmen fing alles wieder an. So hangelte ich mich von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle. Mich überholten einige Athleten und einige baten mir auch ihre Hilfe an – ich muss schon ziemlich zerstört ausgesehen haben. Als ich endlich auf dem letzten Kilometer angekommen war, gab es noch 4 Hindernisse. Zuerst eine kurze Flussdurchquerung, dem Jubel der Zuschauer an der Wechselzone nach zu urteilen muss ich das wirklich gut gemacht haben in meinem Zustand. Dann waren noch 3 etwa brusthohe Heuballen zu überwinden. Klingt einfach, ist aber ziemlich schwierig, wenn man schon mit dem einfachen „Einen Fuß vor den Anderen“ überfordert ist. Ein Glück gab es auf den letzten 200m eine Mauer, an der ich mich immer wieder abstützten konnte. Wie ich es dann genau ins Ziel geschafft habe weiß ich nicht mehr und konnte es nur auf dem Video nachvollziehen. Jedenfalls war das eine Grenzerfahrung, die ich so schnell nicht wieder erleben wollte. Nachdem ich 1,5h im Hotelzimmer geschlafen hatte, ging ich mit einem ziemlichen Schädel noch zur Siegerehrung, denn das gehört sich einfach! Am Ende bin ich doch tatsächlich noch Fünfter In der Elite-Wertung geworden. Mit Platz 8 insgesamt kann ich natürlich nicht zufrieden sein. Und auch der 5. Platz ist deutlich weniger, als ich mir im Vorfeld ausgerechnet habe.
Ein großes Dankeschön an meine Papa, der mich das ganze Renne über unterstützt und supportet hat und beim Zieleinlauf mit wertvollen Tipps zur Überwindung der Heuballen bereit stand ;-)
Nächste Woche geht es weiter zum XTERRA nach Belgien. Ich hoffe dort endlich mal meine wirkliche Form zeigen zu können!
Viele Grüße, Peter
Fotos: Carel du Plessis I XTERRA und Jörg Lehmann