Eiger-Ultra-Trail
von Dietmar Heinrich
Ob ein Berg zum Mythos wird, hängt viel von den Geschichten ab, die sich um ihn ranken. Und solche Geschichten gibt es zum 3.970 m hohen Eiger im Berner Oberland zuhauf, auch wenn es vor allem Dramen ohne Happy End sind. Es ist die berühmt-berüchtigte Eiger-Nordwand, 1.650 Meter senkrecht abfallender Fels, die immer wieder die Elite der Bergsteiger heraus gefordert und viele das Leben gekostet hat. Zum Inbegriff der Härte, der Herausforderung, und auch des Scheiterns ist der Eiger dadurch geworden.
Dieser Mythos strahlt ohne Zweifel auch auf einen Lauf ab, der den Eiger im Namen führt. So wundert es wenig, dass auch der 7. Lauf des Eiger-Ultratrail mit Start und Ziel in Grindelwald innerhalb weniger Minuten ausgebucht ist. Die für den SV-Elbland startend Kristina Tille hatte Glück und hat sich einen Startplatz für den 51km langen Trail ergattern können.
Eine der renommiertesten Adressen unter den Schweizer Bergdörfern ist Grindelwald. Weitläufig verteilen sich die knapp 4.000 Einwohner der Gemeinde in 1.034 m Höhe, umrahmt von diversen Drei- und Viertausendern. Überschaubar und dörflich geprägt ist das Ortszentrum. Nichtsdestotrotz: Für eine gewisse Weltläufigkeit sorgt allein schon die Tatsache, dass es einen Kongresssaal mit Eisstadion und Schwimmbad gibt. Hier ist auch die gesamte Infrastruktur rund um die Laufveranstaltung konzentriert: Messe und Pasta-Party, Start und Ziel.
Am Start waren Läufer(innen) aus 70 Nationen, um die technisch anspruchsvollen Abstiege und knackige Verticals unter die Füße zu nehmen und die atemberaubende Kulisse zu genießen. Der Eiger-Ultra-Trail ist ein Event der Ultra Trail World Tour.
Zurecht wird der E51 als Panorama Trail bezeichnet. Der Aufstieg in Richtung der Grossen Scheidegg die anschliessenden Panorama Trails nach Oberläger via First und Bachalpsee, dem rundum Blick vom Gipfel des Faulhorn auf 2680m Höhe oder die Tief- und Weitblicke auf dem Weg zur Schynigen Platte werden unvergesslich bleiben. Der Wettkampf ist geprägt von steilen, teils gefährlichen Geröll- und auch Schneefeldern, die fast ausschließlich steil auf oder ab führen. Trotz der Anstrengung, hat man als Läufer einen Blick für das einmalige Bergambiente, berichtet Kristina.
Leider konnte man auf den schmalen Singletrail-Passagen oft nicht die eigene Geschwindigkeit laufen, da man hinter langsameren Läufern oder auch Wanderen fest hing. Überholen war unmöglich, wenn einem das Leben lieb war. Zeiteinbußen gab es auch z.B. am Verpflegungsstand auf dem Faulhorn in knapp 3000m Höhe. 15 Minuten Anstehen war angesagt, auch wenn man sich nicht am VP bedienen wollte.
Das Ziel erreicht Kristina nach 8 Stunden und 46 Minuten. Glücklich, ohne Sturz, ohne Blessuren... ein paar Blasen an den Füßen gehören dazu und der leichte Muskelkater in den nächsten Tagen sorgt für schöne Erinnerungen. Im Gesamtklassement kann Kristina Platz 3 unter den deutschen Teilnehmerinnen belegen und Platz 41 bei 261 gestarteten Frauen. In der Altersklasse bedeutet das Platz 13 unter den Berglaufspezialistinnen aus der gesamten Welt. Im nächsten Jahr steht Grindelwald wieder auf dem Plan. Vielleicht werden es dann die 101km, die der Veranstalter ebenfalls im Angebot hat. Wir werden sehen.