Die heimlichen Helden des sächsischen Laufsports
von SV Elbland
Bericht aus der Sächsischen Zeitung vom 17.02.2025

Der Freistaat hat Jürgen Winter und Dietmar Heinrich für ihren Einsatz im regionalen Sport geehrt – doch die Frage ihrer Nachfolge bleibt.
Meißen. Wenn man Jürgen Winter aus Weinböhla und Dietmar Heinrich aus Meißen nach ihren beeindruckendsten Momenten im Laufsport fragt, lächeln sie bescheiden. Doch hinter dieser Zurückhaltung steckt ein jahrzehntelanges Engagement, das den Sport im Landkreis geprägt hat. „Nach dem Lauf ist vor dem Lauf“, sagt Dietmar Heinrich mit einem Schmunzeln.
Dietmar Heinrich blickt dabei auf eine bewegte Laufkarriere zurück, deren Wurzel bereits in seiner Kindheit angelegt war. Sein täglicher Schulweg von Zehren nach Schieritz war rund vier bis fünf Kilometer lang – eine Strecke, die er oft im Laufschritt mit Schulranzen zurücklegte. Seine ersten Lauferfahrungen sammelte er im Schulsport und bei Wettkämpfen wie dem Herbstwaldlauf in Meißen, bei dem er 1957 im Alter von zwölf Jahren den achten Platz belegte.
Wenn der Laufkalender den Urlaub bestimmt
Besonders stolz ist der 77-Jährige auf die Gründung des DDR-Triathlonverbands. Da der Begriff „Triathlon“ damals als zu amerikanisch galt, wurde der Sport offiziell als „Ausdauer-Dreikampf“ (A3K) bezeichnet, was internationale Starts erleichterte. Bis heute arbeitet er für die Sportart als Kampfrichter im Landkreis.
Sein Laufkalender war lange die Basis für den Familienurlaub. „Meine Frau hat es glücklicherweise verstanden – man braucht diesen Rückhalt.“ Heute fotografiert er bei nahezu allen Läufen im Landkreis, schreibt Berichte für die Internetseite seines Heimvereins SV Elbland Coswig/Meißen, den er mit anderen gründete. Zudem ist er Teil des Präsidiums im Kreissportbund Meißen.
Der Meißner erinnert sich noch genau an seinen emotionalsten Laufmoment: den Start beim New-York-Marathon zu seinem 50. Geburtstag. „Am Start standen mir die Tränen in den Augen. Als kleiner DDR-Bürger mitten unter Laufbegeisterten aus 60 Nationen – das war unvergesslich.“ Für ihn, aber auch Jürgen Winter, ist inzwischen der Sachsenlauf aus Coswig ein Pflichtprogramm.
Jürgen Winter ist ebenso eine prägende Figur des Laufsports in der Region. Der ehemalige Sportlehrer aus Weinböhla hat sich nach der Wende dafür eingesetzt, die durch den gesellschaftlichen Umbruch gefährdeten Laufveranstaltungen wieder zu etablieren. Seit 1993 organisiert er den beliebten Stundenlauf, der heute am Oberauer Waldbad stattfindet und Läuferinnen und Läufer aller Altersgruppen aus ganz Sachsen zusammenbringt. Winters Engagement geht weit über die reine Planung hinaus: Er markiert die Strecke selbst, sorgt für den Aufbau und kümmert sich um jedes organisatorische Detail. Nebenbei ist er Leiter der Laufgruppe beim TuS Weinböhla. Seit 1980 war der 76-Jährige bei allen Sachsenläufen in Coswig dabei und hält den Rekord.
Freistaat ehrt die Läufer für ihr Engagement
Für Dietmar Heinrich gehört als Organisator vor allem der Meissner Nachtlauf und der Elbtal-Weinlauf zu den Höhepunkten. Der Weinlauf ist mittlerweile so beliebt, dass alle 3000 Startplätze innerhalb von Sekunden online vergeben sind. So auch 2025.
Gemeinsam kümmern sie sich zudem um die Wertungen der Veranstaltungen rund um den Meißner Sparkassen-Cup, einer jährlichen Laufserie im Landkreis Meißen mit etwa 16 Laufveranstaltungen für Läufer aller Altersgruppen. Am Ende des Jahres findet eine Siegerehrung statt, bei der die besten Läufer in verschiedenen Altersklassen ausgezeichnet werden.
Dietmar Heinrich kümmert sich dafür um die Sponsoren, die Koordination und die Berichterstattung mit Text und Fotos. Jürgen Winter sorgt für die kleinteilige technische Umsetzung, von der Auswertung der Laufzeiten bis zur Verwaltung der Internetseite www.laufen-im-kreis-meissen.de. Dazu erscheint jährlich ein Veranstaltungsheft mit Veranstaltungen rund um den Meißner Sparkassenausblick sowie mit allen Laufergebnissen aus dem Kreis des Jahres 2024. Das Heft verteilen sie zu jeder Laufveranstaltung in der Region.
Für ihr jahrzehntelanges Engagement wurden beide deshalb im Dezember 2024 im Plenarsaal des Sächsischen Landtags geehrt. „Das war eine sehr würdevolle Veranstaltung“, sagt Heinrich. Der Landtagspräsident drückte persönlich ihre Hände, begleitet von musikalischen Darbietungen durch Schülerinnen und Schüler eines Dresdner Gymnasiums. „Wir wussten gar nicht, dass unser Einsatz so groß gewürdigt wird“, sagt Winter. Ein Beutel voller regionaler Spezialitäten, darunter Honig vom Landtag, erinnerte die beiden noch einmal an den besonderen Tag.
Frage nach dem Nachwuchs
Doch die Frage nach dem Nachwuchs treibt die beiden weiter um. „Wir brauchen jemanden, der mindestens ein Jahr mitläuft, um alle Abläufe zu verstehen“, erklärt Heinrich. Trotz aller Herausforderungen bleiben beide jedenfalls optimistisch. „Wir haben wieder mehr Kinder und Jugendliche, die begeistert bei den Veranstaltungen mitlaufen. Das ist sehr erfrischend und da machen wir wohl etwas richtig“, sagt Dietmar Heinrich lächelnd. Und er fügt hinzu: „Solange wir können, machen wir weiter – denn Laufen verbindet.“